"Ich bin ja praktisch da reingeboren"
Christoph Güttler (29) aus Nordenham koordiniert derzeit die Räumeinsätze des Technischen Hilfswerkes in der Elbeflut-Krisenregionbei Neuhaus NEUHAUS
Die Hochwasserwelle bahnt sich ihren Weg weiter nach Norden. Mit Großpumpen, die bis zu 15 000 Liter in der Minute bewältigen können, um die Deiche zu halten und zu entlasten, Stromerzeugern und schwerer Technik wie Radladern, Kippern und Baggern, sind in diesen Tagen auch viele Ehrenamtler des Technischen Hilfswerkes an die Elbe ausgerückt, um ein Brechen der Wälle zu verhindern.
„Wir sind am 8.Mai alarmiert worden und mit den drei Ortsverbänden Oldenburg, Wardenburg und Nordenham ausgerückt“, erzählt Christoph Güttler. Der 29-Jährige ist THW-Einsatzleiter für die Fachgruppen Räumen. Das sind die mittlerweile 38 wackeren Mannen, die derzeit rund um die Uhr dafür sorgen, dass der Nachschub an Sandsäcken nicht abreißt.
„Wir sorgen auch nachts für die Beleuchtung an den Deichen und in den Kiesgruben, damit dort ohne Pause gearbeitet werden kann“, berichtet der Nordenhamer weiter. Jede Fachgruppe verfüge über Kipper und Radlader. Letztere können wahlweise mit Schaufel oder Palettengabel ausgerüstet werden. „Unsere Radlader arbeiten 24 Stunden an den Deichen unter anderem in Konau, Preten, Rassau, Bitter und Groß Küren. Wir wechseln nach jeweils 12 Stunden die Schichten, damit die Jungs zwischendurch auch mal ausschlafen können“, erklärt der junge Mann weiter, der sonst als Dispositionsleiter in einer Spedition arbeitet.
Seine Leute könnten aber auch Behelfsbrücken bauen, sich um die Stromversorgung kümmern sowie ein Kommunikationsnetz für die Führung bei größeren Lagen errichten. „Die Fachgruppe Infrastruktur sorgt beispielsweise nach Katastrophen dafür, dass der Alltag wieder ein Stück Normalität bekommt. Die Logistiker kümmern sich um Material undVerpflegung. Es gibt Fachleute fürTrinkwasserversorgung und fürs Sprengen. Aber auch Ölschadenbekämpfung können wir, besonders wenn Heiztanks bei Fluten leckschlagen oder aufschwimmen. Ortungsexperten können mit Spezialkameras und Rettungshunden Vermisste aufspüren“, zählt Christoph Güttler nur einige der vielen Einsatzgebiete des THW auf.
„Unsere Fachgruppen sind weltweit einsetzbar“, sagt er nicht ohne einen gewissen Stolz in der Stimme. Er selber sei ins Ehrenamt quasi hineingeboren worden, gesteht er schmunzelnd. „Ich mache schon seit meinem zehnten Lebensjahr mit und bin in die Fußstapfen meines Vaters getreten, der sich über 40 Jahre beim THW engagiert hat. Ich selber bin jetzt fast zwei Jahrzehnte dabei.“Die Kameradschaft, der gemeinsame Kampf, um Schaden von Menschen abzuwehren, und das Gefühl, helfen zu können, seien drei Faktoren, die ihn immer wieder in seinem Ehrenamt bestätigten, verrät der Einsatzleiter.
„Die Dankbarkeit, die wir erfahren, wenn wir helfen konnten, das ist unbeschreiblich. Das motiviert uns immer wieder. Wenn wir in Krisengebieten Spruchbänder lesen, auf denen allen Helfern gedankt wird, dann wissen wir, dass wir einen guten und wichtigen Job machen. Trotz aller, mitunter wochenlangen Entbehrungen, die wir auf uns nehmen“, sagt Christoph Güttler nachdenklich.
Thorsten Meier